Wir begrüßen Sie zum Start des Pannenflickenjahrgangs 2021/2022!
Die neue Saison starten wir gleich mit einem ungewöhnlichen "Brecher". Während der Wahlphase bekamen wir eine Nominierungseinsendung, die auf diesen
hinwies - gleich mit einem passenden Einstiegsfoto. Der Flughafentunnel ist ein Mahnmal der autofixierten Verkehrsplanung, bei der Radfahrer nicht nur oft vergessen, sondern ggf. auch ordentlich schikaniert werden, weil man die Autofahrer ja unbehelligt lassen möchte.
Sogleich gab es reichlich Rückmeldungen und auch ein Hinweis auf die Sendung des SWR-Fernsehens in der im ersten Beitrag anschaulich berichtet wird, was da für Katastrophen auf Radfahrer zukommen.
Die Umfahrungen sind zwischen 5,2 und 10,5 km lang. Zu lang für die meisten Berufspendler zwischen Filderstadt und dem direkt danebenliegenden größten Arbeitgeber auf den Fildern. Demnach fahren die allermeisten mit dem Auto. So etwas ist natürlich im mittlerweile unübersehbaren Klimawandel nicht mehr akzeptabel.
Seien Sie gespannt!
Pressemitteilung der Initiative Cycleride 18. Juli 2022
Pannenflicken-Verleihung 2021/2022 der Radverkehrsinitiative Cycleride (IC)
Zum 16. Mal verleiht die Initiative Cycleride den Negativpreis „Pannenflicken“ für die schlechtesten Radverkehrswege, die in dieser Saison unter diversen Einsendungen nominiert wurden. Ob schikanös, gefährlich, unsinnig, unnötig teuer oder rechtswidrig. Wieder einmal war alles dabei und leider ist noch nicht wirklich eine Verbesserung im Straßenverkehrswesen zu erkennen. Die Mitglieder wählten in diesem Jahr tatsächlich eine jahrzehntealte, bundesweit bekannte Radfahrerschikane auf den ersten Platz.
„Goldener Pannenflicken“ des Jahrgangs 2021/2022:
Flughafen Stuttgart – Baden-Württemberg
Seit etlichen Jahrzehnten durchschneidet die Landebahn des Stuttgarter Flughafens die Bundesstraße 312, die in diesem Bereich untertunnelt ist. Die radfahrenden Verkehrsteilnehmer hatte man beim Bau vollständig ignoriert. Umwege zwischen 5,2 und 10,5 km über oft verdreckte Ackerwege sind hinzunehmen. Alternativ kann man den kaum lenkerbreiten Tunnelweg wählen, auf dem es nicht nur Sturzrisiko und Verschmutzungsgarantie gibt, sondern auch bei jeder Art Begegnungsverkehr kaum Möglichkeiten, aneinander vorbeizukommen. Die Lösungsvorschläge des Landes sind nicht nur schwach, sondern gar nicht vorhanden. Andererseits dürfen Radfahrer nicht auf der Fahrbahn fahren, weil sie sonst möglicherweise den Autofahrern „im Weg“ sind. Auslöser für diese Sperre war eine Beschwerde eines Fahrbahn-Radfahrers über die rücksichtslosen Autofahrer. Anstatt Autofahrer etwas zu beschränken, hat man sich die Radfahrer vorgenommen. Die Macht des Stärkeren hat sich – wie so oft – wieder einmal durchgesetzt.
Rund um den Flughafen wurde in den letzten Jahrzehnten immer wieder viel gebaut, zum Schaden der Umwelt, rein zur Profitmaximierung. Aktuell wird hier die Bahnstrecke Stuttgart – Ulm für Milliarden Euro auf riesigen Baustellen realisiert. Sogar ein neuer Tunnel für einen Zusatzgleisanschluss ist dabei. Radfahrer? Die müssen weiterhin außen rum oder diese unfassbar schäbige „Alternative“ akzeptieren. Lösungsvorschläge gibt es vonseiten der Betroffenen genug. Doch man sitzt die Sache weiterhin aus, bis auch der Letzte begriffen hat, dass man Autos und Flugzeugen keine alleinige Priorität mehr einräumen darf – Stichwort Klimawandel.
„Silberner Pannenflicken“ des Jahrgangs 2021/2022:
Wuppertal – Nordrhein-Westfalen
Eine abenteuerliche Wegführung führt Radfahrer in Wuppertal durch den Stadtteil Elberfeld. Teils nie gesehene „Lösungen“ sollen Radfahren sicher durch die Stadt leiten, doch vieles wurde nicht zu Ende gedacht, gegen zahlreiche Vorschriften massiv verstoßen. Darunter sind einfachste Dinge, z.B. dass Busse Platz benötigen und Radfahrer eben auch.
Ein im Nichts beginnender Radweg, missverständliches „Vorfahrt achten“ für Radfahrer an einer vielbefahrenen Kreuzung, ein plötzlich im Fahrprofil entgegenkommender Busse endender Radweg, eine Aufstellfläche fürs Rad mitten im Schleppkurvenbereich abbiegender Gelenkbusse, Fahrzeuge die einem Radfahrer auf dem eigenen Radweg ganz selbstverständlich entgegenkommen, sowie eine Abbiegespur für Radfahrer, die, quasi auf die Gegenfahrpur gemalt, den Gegenverkehr uns insbesondere einbiegende Busse zum Überfahren einlädt.
Ein Video hat anschaulich festgehalten, mit welch robustem Fahrzeugeinsatz die Busfahrer der Wuppertaler Stadtwerke sich ihren Vorrang erzwingen, den sie gar nicht haben. Zudem wird auch aus dem Führerhaus gebrüllt, um dieses Recht des Stärkeren durchzusetzen und Radfahrer – selbst, wenn diese Vorrang haben – massiv einzuschüchtern.
„Bronzener Pannenflicken“ des Jahrgangs 2021/2022:
Wendlingen & Köngen & Landkreis Esslingen - Baden-Württemberg
Insbesondere bei der Planung und Beschilderung von Radverkehrswegen gibt es bundesweit viele Verfehlungen, weil offensichtlich Beamte damit beauftragt werden, die nicht vom Fach sind, selbst kaum aktive Fahrraderfahrungen haben oder möglicherweise auf rechtswidrige Art Autofahrern einen ungehinderten Vorrang einräumen möchten. Doch im Bereich der Überquerung von Neckar und B313 zwischen Wendlingen und Köngen wurde in Sachen Radwegbeschilderung fast nichts ausgelassen. Mal wird man ohne Querungshilfe für wenige Meter auf die linke Seite gezwungen, dann weiß man im nächsten Abschnitt nicht, ob man da fahren darf, anschließend geht es gefährlich steil im Begegnungsverkehr bergab. In Köngen findet man dann u.a. rechtswidrige, getrennte Zwei-Richtungs-Radwege der unfallträchtigsten Sorte. Danebenliegende Gehwege sind oft komplett zugeparkt. Die Fahrbahn dagegen ist sicher und breit.
Wir fragen uns: Was ist nicht verstanden worden, als es am 1.10.1998 hieß:
Die allgemeine Radwegbenutzungspflicht wird aufgehoben und ist nur noch in besonderen Ausnahmefällen und bei einwandfreien Radwegen zulässig!?
„Baustellen-Sonderpreis“ des Jahrgangs 2021/2022:
Duisburg – Nordrhein-Westfalen
Das gab es noch nie: Zum dritten Mal hintereinander wählten die Mitglieder die Stadt Duisburg zum Preisträger im Baustellenchaos. Dabei wurde ein weiterer Vorschlag noch nicht einmal nominiert, da das Pannenflickenteam langsam genug hatte von „Duisburger Baustellen“.
Diesmal ging es nicht nur um das übliche Durcheinander an rechtswidrigen Beschilderungen und Wegführungen, wie es in einem Video anschaulich zusammengefasst wurde, sondern tatsächlich wird man ärgerlicherweise kilometerweit in die falsche Richtung gelotst, aus der man ohne Ortskenntnis kaum noch zurückfindet. Besonders krass ist, dass die Beschilderung nur für die grundsätzlich nicht zulässigen „Geisterradler“ korrekt ist. Duisburg ist anscheinend langfristig nicht zu toppen. Es kann nur besser werden. Wir empfehlen einen großzügigen Personalwechsel, sonst wird das nichts mehr.
„Trampelpfad-Sonderpreis“ des Jahrgangs 2021/2022:
Büdingen - Hessen
Büdigen und Duisburg konkurrierten mit maladen, engen, sturzgefährlichen Wegen um die Trampelpfad-Auszeichnung. Letztendlich hatte Büdingen die „Nase vorn“ aufgrund des unverständlichen Sammelsuriums an radverkehrsgefährdenden Lösungen. Nicht nur enge, stark beschädigte, teils löchrige, unterspülte Wege gibt es hier. Sie sind sogar noch benutzungspflichtig ausgewiesen, was generell nur besonders sicheren Radwegen vorbehalten sein darf. Ein Fahrbahnverbot an einer so gering befahrenen Straße auszuweisen, ist schon äußerst schikanös. Als einzigen (Aus-)Weg hierfür aber einen nur mit geländetauglichen Rädern befahrbaren Mini-Asphaltstreifen anzubieten, ist unbegreiflich.
Duisburg ist jedoch mit seinen krassen Wurzelaufbrüchen und immer enger werdenden, von gefährlichen Kanten gesäumten Wegen nicht wirklich viel „besser
Auf den weiteren Plätzen folgten mit Platz 4:
Köngen – Baden-Württemberg
Eine stark frequentierte Ausfahrt vom „McAldi“ und niemand reklamierte über Jahre (!) die faktisch nicht vorhandene Sicht auf eine stark frequentierte Radverkehrsverbindung. Die Unfallrisiken sind eklatant! Zwischenzeitlich wurde immerhin ein hoher Strauch zurückgeschnitten, sodass zumindest SUV-Fahrer jetzt ein wenig drüber blicken können. Kinder gehen generell „unter“.
Platz 5
Frickenhausen – Baden-Württemberg
Man kann sein Geld heutzutage wahrlich sinnvoller investieren als in völlig radverkehrsuntaugliche und für ortsfremde Radfahrer äußerst gefährliche Verschwenkungen mit minimalsten Radien auf Wege, die nicht mal ansatzweise Radwege darstellen und teilweise im Nichts enden.
Platz 6
Hannoversch Münden – Niedersachsen und punktgleich Biedenkopf – Hessen
Den gemeinsamen 6. Platz teilen sich Hann. Münden mit seinem immer enger werdenden, teils großzügig zugewucherten aber dennoch benutzungspflichtigen Radweg neben feinster und breitester Fahrbahn sowie Büdingen, wo man sich trotz eines Erlasses seit Jahren weigert, selbst bei perfekten Voraussetzungen Einbahnstraßen für Radfahrer in Gegenrichtung freizugeben.
Die Preisträger und Nominierten können hier eingesehen werden:
http://www.cycleride.de/component/joomgallery/pannenflicken/pannenflicken-21-22.html
Auch die Meinungen unserer Fachjuroren und einiger IC-Experten haben wir dieses Jahr wieder gesammelt und hier veröffentlicht.
http://www.cycleride.de/aktuelles/news/125-pannenflicken-2021-2022-aus-expertensicht.html
Die Auszeichnungen werden in einer separaten Mail verschickt und zusätzlich im Original per Post den Preisträgern zugestellt.
Infobox zur Pannenflicken-Aktion der Initiative Cycleride (IC)
Mit Saisonbeginn im Juli werden Nominierungsvorschläge für den Pannenflicken gesammelt, ausgewertet und bei erkennbarer Berechtigung auch veröffentlicht. Zum Ende der Nominierungsphase im Frühjahr werden die Behörden und auch Medienvertreter sowie die lokalen Radverkehrsverbände über die Nominierung informiert, da viele Behördenmitarbeiter sich der Brisanz ihrer eigenen Fehlplanung oft nicht bewusst sind. Hierdurch entfallen in der Regel jährlich einige Nominierungen, wenn schnell reagiert und Gefahrenstellen oder Schikanen beseitigt werden. Alle anderen werden zur Pannenflicken-Wahl zugelassen. Die Mitglieder der IC wählen dann aus ihren Favoriten und geben ihrem Hauptfavorit 3 Punkte, dem zweiten 2 Punkte und dem dritten 1 Punkt. Dazu gibt es je nach Saison noch Stimmenpunkte für Sonderpreise zu mangelhaften Verkehrsführungen an Baustellen oder auch Trampelpfade abzugeben.
Wir begrüßen Sie zum Start des Pannenflickenjahrgangs 2021/2022!
Die neue Saison starten wir gleich mit einem ungewöhnlichen "Brecher". Während der Wahlphase bekamen wir eine Nominierungseinsendung, die auf diesen
hinwies - gleich mit einem passenden Einstiegsfoto. Der Flughafentunnel ist ein Mahnmal der autofixierten Verkehrsplanung, bei der Radfahrer nicht nur oft vergessen, sondern ggf. auch ordentlich schikaniert werden, weil man die Autofahrer ja unbehelligt lassen möchte.
Sogleich gab es reichlich Rückmeldungen und auch ein Hinweis auf die Sendung des SWR-Fernsehens in der im ersten Beitrag anschaulich berichtet wird, was da für Katastrophen auf Radfahrer zukommen.
Die Umfahrungen sind zwischen 5,2 und 10,5 km lang. Zu lang für die meisten Berufspendler zwischen Filderstadt und dem direkt danebenliegenden größten Arbeitgeber auf den Fildern. Demnach fahren die allermeisten mit dem Auto. So etwas ist natürlich im mittlerweile unübersehbaren Klimawandel nicht mehr akzeptabel.
Seien Sie gespannt!
Pressemitteilungen zur Pannenflickenwahl 2021/2022