Die StVO-Novelle von 1997 mit der Abschaffung der allgemeinen Radwegsbenutzungspflicht und vielen wichtigen Neuerungen für den Radverkehr liegt mittlerweile fast 20 Jahre zurück. Der Negativpreis Pannenflicken feiert dieses Jahr das 10-jährige Jubiläum und ist mittlerweile bundesweit beachtet - und zumindest teilweise auch gefürchtet. In vielen Regionen Deutschlands jedoch wird er weiterhin ignoriert.
In der Vergangenheit wie auch heute noch haben wir anhand konkret bemängelter Situationen die Einhaltung der StVO bei der Ausweisung von Radverkehrsführungen angemahnt. Das wegweisende Grundsatzurteil des Bundesverwaltungsgerichts mit einer Präzisierung der sehr hohen Anforderungen an die Ausweisung eines benutzungspflichtigen Radwegs erging vor bereits sechs Jahren.
Die Nominierungen für den Pannenflicken 2016 zeigen aber: In Deutschland sind die Mehrzahl der Verkehrsplaner und Straßenverkehrsbehörden in weiten Teilen fortbildungs- und beratungsresistent. Es ist nicht anzunehmen, dass sie all das, was die Mitglieder und Mitarbeiter der Initiative Cycleride sowie die vielen Ehrenamtlichen beim ADFC, VCD und den anderen Radfahrerverbänden sich in der Freizeit erarbeiten, nicht wissen. Mittlerweile kommt an vielen Ecken der Bundesrepublik zum Vorschein: Der politische Wille besteht trotz aller Bekundungen des Bundes und der Länder bei den regionalen Ämtern nicht ansatzweise, Radfahrern ihre Rechte und Freiheiten zuzugestehen. Dafür wird für Kraftfahrzeuge aller Orten gebaut, ausgebaut, saniert...
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Die Urkunden für die Erstplatzierten:
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Zu unserer Grafik: Der Pannenflicken auf dem Reifenmantel ist wie die Flickschusterei zahlreicher Verkehrsbehörden - nicht verkehrstauglich
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1. Platz, Pannenflicken in Gold | Donzdorf (Stimmenanteil 27,8%) Fatale Beschränkungen des fließenden Rad-Verkehrs (nicht des Autoverkehrs!) |
2. Platz, Pannenflicken in Silber |
Reutlingen (24,3%) Viel Spaß und Glück auf handtuschmalen Radwegen im Gefälle - mit Benutzungspflicht! |
3. Platz, Pannenflicken in Bronze |
Uder (18,8%) Nach geglücktem Durchschlängeln ab durch die Häuser! Fahrbahn für Radfahrer verboten. |
Sonderpreis Trampelpfad |
Hannoversch Münden (Trampelpfad-Sieger außer Konkurrenz) Zirka 60 cm für Radfahrer, mehr sind sie nicht wert. |
4. Platz |
Limburg (8,3%) Radstreifen, die Leben gefährden. |
4. Platz |
Gifhorn (8,3%) Kreuz und quer durch Gifhorn. |
6. Platz |
Hannoversch Münden (7,6%) Der Trampelpfadsieger missfiel auch in der Gesamtwertung vielen. |
7. Platz |
Bamberg (2,8%) Sammelsurium von untauglichen "Radwegen" |
8. Platz |
Einbeck-Wenzen (1,4%) Neuer Radweg - nicht zu Ende gedacht |
9. Platz | Schlampige Radverkehrsführung |
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Aus Uder erreichte uns eine Nachricht ohne Absenderinformation, Anrede und Grußformel:
Vielen Dank, wir fühlen uns sehr geehrt! Haben schon bei NTV, BBC und dem russischen Staatsfernsehen von dieser Auszeichnung erfahren!
Die verwendete Mailadresse lässt darauf schließen, dass es sich um den privaten Mailaccount einer führenden Person aus der Gemeindeverwaltung handelt.
Wir meinen:
Bei allem Verständnis für vermutlich aus Zeitgründen knapp gehaltene Nachrichten wäre die Einhaltung der Mindeststandards zivilisierter Kommunikation wünschenswert. Ferner wäre eine inhaltliche Auseinandersetzung mit der bemängelten Verkehrssituation einer Replik voller Häme vorzuziehen. So aber liegt die Vermutung nahe, dass die Belange von Radfahrern und Fußgängern in der Verwaltung der Gemeinde Uder nur einen untergeordneten Stellenwert genießen.